Tanklager Gradestraße
Zu Weihnachten habe ich von tg9330 einen hübsch gealterten Kesselwagen geschenkt bekommen. Dabei fiel mir ein, dass nicht nur ich schon öfter ein Tanklager als Modulmotiv angedacht habe. Ganz konkret schient sogar mein gewähltes Vorbild schon von Heiko und Balsine in Betracht gezogen worden zu sein. Glücklicherweise konnte ich mit Heiko abstimmen, dass wenn ich die Module baue er sich im Gegenzug um weitere Kesselwagen kümmern würde...
Vorbild
An der Gradestraße in Berlin lag eins der Industriestammgleise der Neukölln Mittenwalder Eisenbahn. Heute ist als einziger Anschließer noch das Tanklager der Brenntag angebunden. Mittlerweile residiert auf dem Gelände auch Tyczka Minol GmbH, die offenbar ebenfalls die Ladeanlagen im Gleisanschluss nutzen. Das Zufahrtsgleis liegt parallel an der Gradestraße, im Bereich des Anschlusses ist eine Umfahrung vorhanden, die an einem Prellbock endet - der Platz reicht gerade für eine Lok aus. Die eigentliche Anschlussweiche ist etwa in der Mitte des Umfahrgleises, der Anschluss teilt sich dann in zwei Stumpfgleise auf, die durch getrennte Tore auf das Firmengelände führen. Beide Gleise sind mit Schläuchen für drei bis vier Ölkesselwagen ausgestattet, auf dem nördlichen Gleis gibt es zusätzlich zwei Entladestationen für Gaskesselwagen. Interessant ist auch der Bunker, der nach meiner Vermutung der Lagerung leicht entzündlicher Gase dienen dürfte...
Das Gelände ist rundum ummauert, die Lagertanks haben zusätzlich eine eigene Schutzmauer. In der so gebildeten Auffangwanne soll eventuell auslaufendes Öl aufgefangen werden. Sehr hilfreich ist sicherlich die große Anschrift für das Rauchverbot auf dem gesamten Gelände und die davor platzierte Autogas-Tankstelle. Man beachte auch besonders die kleinen Details, wie den Auslaufschutz für die Betonwanne am Tor oder auch die Nische für das Stellgewicht der Anschlussweiche in der Geländemauer.
Modellumsetzung
Für die Modellumsetzung muss der Anschluss vor allem in der Tiefe gestaucht werden. Überträgt man die Lage der Ladegleise vom Vorbild in den H0-Maßstab, wäre eine Modulbreite von mindestens 80 cm erforderlich, um vorbildgetreu zu bauen. Für das bisschen Anschluss ist das unnötig viel Platz, da kann man lieber einen Campingtisch neben das Arrangement stellen. Die Aufgabe besteht also darin, den Vorbildeindruck einigermaßen zu treffen und trotz der Verkleinerung ein stimmiges Bild zu erhalten. Leider muss das Gebäude am nördlichen Ladegleis dem zum Opfer fallen, damit noch ein bisschen Platz bleibt, um die Lagertanks maßstabsgetreu unterzubringen.
Der Entwurf macht an einer Zufahrtseite einen Bogen. Damit wird ein sinnvoller Grund geschaffen, die Grundstücksgrenzen schräg auf dem Modul verlaufen zu lassen, zweitens gibt es den Ladegleisen etwas mehr Platz und außerdem sieht die schräge Gleisführung lockerer aus. Dadurch ergibt sich auch die Möglichkeit die relativ schmale IH05-Normstraße in eine vorbeiführende größere Straße münden zu lassen, die den Eindruck der Gradestraße mit Fußwegen und dem Absperrzaun vor der Eisenbahn andeuten kann; am rechten Modulende knickt die große neue Straße ab und leitet den Durchgangsverkehr um das Industriegebiet herum. Die Module sind auf eine Länge von 1250 mm geplant. Das ist noch ausreichend transportabel und lässt immerhin einen Meter in der Umfahrung übrig.
Im Original konnte ich bei meinem Besuch keine Gleissperren entdecken, und auch die Lage der verschlossenen Weichen irritiert mich noch - es mag aber auch am Schnee gelegen haben, dass mir da die Schlösser entgangen sind. Für Anschlussgleise sind Gleissperren mit folgeabhängiger Weiche schon irgendwie normal. Im Sonderfall dieses Vorbilds mag es möglich gewesen sein, darauf zu verzichten, da alle relevanten Weichen von der stumpfen Seite befahren werden und am Ende ein Prellbock steht - beim Einsatz als Module in wechselnder Umgebung geht es nicht ohne. Man muss sich nun entscheiden, ob erst der Abzweig zu den Ladegleisen oder sogar die ganze Umfahrung an beiden Enden verschlossen wird. Der erste Fall wäre nur für eine Industriebahn tauglich, da aber die Möglichkeit besteht, dass der Anschluss auch mal in ein normales Streckengleis gerät, tendiere ich eher zur letzten Variante.
MRoe 15:32, 15. Jan 2010 (CET)